The Way of Council
Letztes Wochenende bin ich tief in den Way of Council eingetaucht. Das Eschwege-Institut bietet einmal im Jahr ein Council-Vertiefungsseminar an, das für Menschen gedacht ist, die diese Kommunikationsform schon kennen, leben und in ihre Arbeit integrieren.
Es gibt viel Input in Methodik und Erfahrungsberichten. Einmal aus jahrzehntelanger Praxiserfahrung von Gesa und Holger Heiten und zudem von allen Anwesenden, die ihre Erfahrung einbringen.
Zu hören, wie wir alle die Councilpraxis mit unserer eigenen Arbeit verbinden und dadurch immer wieder etwas Neues entsteht, ist sehr inspirierend. So findest du im Einsraum-Angebot Council in der Schwellenzeit, im Workshop Schwellenklang und in der Earth Meditation in unterschiedlicher Form wieder. Und es gibt ein Video von mir über die Grundlagen von Council.
Drei Tage im Kreis um die Mitte. In Verbindung gehen über das Zuhören. Es ist immer wieder erstaunlich, dass sich über diese Haltung des »Zu-Rate-Sitzens« Fremde in kürzester Zeit vertraut werden. Dass wir uns als Menschen begegnen, ohne Filter und Schutzstrategien, sondern mit offenem Herzen. Und das geht eben nur, weil es diesen gehaltenen, geschützten Raum gibt; weil es hier keine Ratschläge, Lösungen oder Bewertungen gibt, sondern einen Raum des Zuhörens. Und weil wir uns für Vertraulichkeit im Kreis verpflichtet haben.
Mit dem Herzen sprechen und hören. Wesentlich sprechen.
Das ist schon ein besonderes Erlebnis, im Kreis mit 22 Menschen zu sitzen und meine Geschichte zu erzählen. Da klopft das Herz bis zum Hals, und es ist so eine Mischung aus Mut, Angst und Sehnsucht nach »endlich meine Wahrheit sprechen dürfen«, die mich beginnen lässt. Die Stille im Raum, die Präsenz aller Menschen im Kreis, verstärkt das Erleben: Hier erzähle ich nicht nur euch meine Geschichte, sondern auch mir selbst.
Oft folge ich nur meinem Herzklopfen und weiß noch gar nicht, was gesagt werden möchte. Manchmal erzähle ich mir meine Geschichte auch selbst zum ersten Mal.
Als würde mir der Kreis des Council erlauben, zu mir zu finden – mich mit mir zu verbinden – und mit jedem Wort die Fäden meines Nichtwissens zu einem Bild meiner Wahrheit verweben, die jetzt in diesem Moment in mir ist.
Sehr spannend erlebe ich auch das Danach. Es auszuhalten, wenn es keine Reaktion auf meine Geschichte gibt. Zu erkennen, dass die größten Kritiker in mir selbst sind und ich es gewohnt bin, erst einmal im Außen über andere in irgendeiner Form bestätigt zu werden. Im Council ist dieses Außen der zuhörende Kreis und die Stille. Das Bezeugtwerden. Und dass jetzt alles so sein darf.
Hier im Kreis erzählen wir Menschen uns Geschichten vom Leben und was es bedeutet, Mensch zu sein. Wie das Leben fordert und uns immer wieder wachsen lässt. Was es bedeutet, zu stürzen, zu fallen, zu (ver)zweifeln und zu vertrauen, zu lieben, zu hoffen, sich zu erheben und weiterzugehen.
Als Zuhörerin habe ich mich in jeder Geschichte wiedergefunden, manchmal haben sie mich an Anteile in mir erinnert, die ich vergessen oder verdrängt hatte. In jeder Geschichte konnte ich mein Mitgefühl spüren, meine aufrichtige Liebe zu den Menschen um mich herum.
Und somit ist jeder Council auch ein Same der Verbindung – der Liebe – der gepflanzt wird. Denn du gehst verändert aus dem Kreis: Wir alle tragen das Erlebnis von Verbundenheit – von gehört und gesehen werden, von so sein dürfen – und tiefem Mitgefühl hinaus in die Welt.
Greta Horn, 7.12.25