Initiatische Prozessbegleitung
Die hoch wirksame Methodik der Initiatischen Prozessbegleitung durfte ich bei Gesa und Holger Heiten im Eschwege-Institut lernen, die wiederum bei Meredith Little und Steven Foster an der School of Lost Borders gelernt haben.
Hier möchte ich Dir kurz und knapp (und unvollständig) einige Methoden der IP vorstellen:
Die Königsmetapher
Vorab hier der Wunsch, die Vorstellung von Königtum, so, wie wir sie uns über die Weltgeschichte oder Märchenerzählungen erworben haben, zur Seite zu stellen. Es geht hier um das Königliche in uns selbst. Wir könnten es auch das »gestaltende Selbst« oder das »erwachsene Selbst« nennen. Es geht hier um eine Metapher, die einfach klingt, jedoch hoch komplex entsprechend der menschlichen Psyche zu verstehen ist. Es beschreibt die Fähigkeit, in unserem »inneren Reich« regierungsfähig und selbstbestimmt zu werden. Es gibt innere Gesetze in uns – Verhaltensweisen und Glaubenssätze über uns – die wir als Überlebensstrategie aufgrund bedrohlicher Erfahrungen beschlossen haben. Damals waren sie überlebensnotwendig und berechtigt, daher können wir dafür rückwirkend auch die Verantwortung übernehmen. Setzen wir uns die Krone auf, haben wir die Möglichkeit, innere erlassene Gesetze außer Kraft zu setzen oder neue Gesetze zu beschließen.
Welche alten Gesetze sind jetzt wirklich noch gültig? Welche hindern mich am Wachstum? Wer bin ich heute und in welche neue Geschichte möchte ich hineinwachsen und was muss ich jetzt deshalb beschließen, um voran zu gehen.
Oft sind gerade diese alten Beschlüsse so stark, dass sie uns so z. B. daran hindern, aus der Opferrolle in die Selbstbestimmtheit, ins Königliche zu erwachen. Da die alten Gesetze meistens in den ersten 4 Lebensjahren beschlossen wurden, braucht es tiefe innere Arbeit und Wandelschritte, um über neues Bewusstwerden der eigenen inneren Dynamiken zum erwachsenen Selbst heranzuwachsen. Ein sehr wesentlicher Bestandteil dieser inneren Arbeit zeigt sich darin, ob es uns gelingt, aus der Haltung der Anklage gegenüber der Personen und Umstände, die zu den alten Gesetzen geführt haben, herauszutreten in eine neue Haltung der Vergebung. Dann ist es möglich, die Opferrolle abzugeben und die Souveränität im eigenen Reich zu erlangen.
Das Modell »Die 4 Schilde«
Das Modell »Die 4 Schilde« ist ein naturpsychologisches Entwicklungsmodell. Entwickelt wurde es von Meredith Little und Steven Foster, die in den 80-iger Jahren nach einer Möglichkeit suchten, die natürlichen Wandlungsprozesse in der Natur auf persönliche Entwicklungsprozesse zu übertragen. So entstand ein Kompass von Handlungsanweisungen einer ganzheitlichen Psychologie.
Dieses Modell vollzieht sich kreisläufig und nicht linear. Der eigene Prozess vollzieht sich im Lauf des Kreises um eine Mitte und wir gehen diese Bewegung immer wieder von Neuem. Wir entwickeln uns dabei immer mehr zur Mitte hin, ähnlich einer Spiralbewegung. Wenn wir wieder am Anfangspunkt angekommen sind, sind wir nicht mehr dieselbe Person, die zuvor losgegangen ist. Sind wir »in unserer Mitte« angekommen, erfahren wir Balance und Ausgeglichenheit.
In diesem Modell gibt es vier Qualitäten, die gemeinsam die Ganzheit der menschlichen Bühne darstellen. Diese Qualitäten sind den Himmelsrichtungen Süden, Westen, Norden und Osten zugeordnet. Jede der Qualitäten hat eine ganz eigene Dynamik, die auf mich und mein Leben wirkt. So steht der Süden für das körperliche Selbst, der Westen für das psychische Selbst, der Norden für das erwachsene Selbst und der Osten für das spirituelle Selbst.
Sind wir in einem Wandlungsprozess, helfen die Qualitäten der 4 Schilde, uns Schritt für Schritt in einer natürlichen Art und Weise zu verorten und durch diesen Prozess zu führen. Schön, wenn wir dann eine/n Begleiter*in an unserer Seite haben.
Council
Council ist eine Kommunikationsform, die nichthierarchisch, gewaltfrei und wertschätzend ist.
Das Zuhören wird in den Mittelpunkt gestellt. Council kann mit »zu Rate sitzen« übersetzt werden.

Council öffnet einen zeremoniellen Raum:
Teilnehmer sitzen in einem Kreis um eine Mitte und verwenden einen Redegegenstand, der anzeigt, wer spricht. Es gibt einen klaren Anfang und ein klares Ende, zur Eröffnung des Councils wird eine Kerze in der Mitte angezündet und eine Widmung ausgesprochen, ebenso auch beim Ausblasen der Kerze am Ende. Anstelle von Leiter*innen gibt es Facilitator*innen, was von »es leicht machen« abgeleitet wird.
Ein gutes Council benötigt eine Absicht, einen Anlass, zu dem man zusammengekommen ist.
Das kann ein Thema sein oder ein »offener Council«, bei dem eingeladen wird, was jetzt im Moment im Kreis ist. Der Anlass fungiert jedoch nur als »Anlasser«, denn es gilt, dass ein Council ergebnisoffen sein muss, damit er seine Kraft entfalten kann.

Es gibt Council-Leitlinien, nach denen wir uns ausrichten:
Bleibe präsent.
Höre mit dem Herzen zu.
Sprich vom Herzen her.
Sei spontan und sprich wesentlich.
Was immer gesagt wird, bleibt im Kreis: Vertraulichkeit.
Anleitung zum Schwellengang
Bevor du über die Schwelle gehst, machst du eine bewusste Vereinbarung mit dir, deinen Alltag, deine Gedanken, Vorstellungen, Erwartungen, Sorgen und Nöte, aber auch dein Handy für eine bestimmte Zeit zurückzulassen, um wirklich frei von allem nur mit deiner Frage in diesen Raum eintreten zu können.
Vielleicht gibt es eine konkrete Frage in dir, mit der du beginnen willst. Wenn dem nicht so ist, könntest du mit einer offenen Frage starten, wie z.B.: 
»Was ist jetzt in mir?«, oder: »Was will in mir wachsen?«

Wähle eine Stelle, an der du bewusst entscheidest, über die Schwelle zu gehen. Das kann ein Stein sein, ein Stöckchen, ein Strich im Sand, eine Pforte. Wie eine Türschwelle, über die man einen Raum verlässt und einen neuen betritt.
Im Schwellenraum öffne dich mit allen Sinnen und nimm die Natur wahr. Lass dich treiben. Sei parallel im Gespräch mit dem, was dir im Außen begegnet und was es innen mit dir macht. Lass dich dabei überraschen, führen, und sei präsent im Moment, ohne gleich verstehen zu wollen oder ein neues Konzept darüberzusetzen. Nimm tief wahr und öffne dich dem Unbekannten.
Falls du einen Menschen triffst, behandele ihn eher als einen »Geist«, spricht dich die Person an, antworte kurz und knapp und dann gehe weiter.
Zeitlich könntest du dir einen Rahmen stecken, für den Anfang so ca. 1 Stunde. Je öfter du gehst, wirst du spüren, wann es Zeit ist, wieder zurück über die Schwelle zu gehen. Da der Schwellenraum zeitlos ist, wird das von jedem Menschen anders empfunden.
Zurückkehren kannst du über dieselbe Schwelle, solltest du zu weit entfernt vom Anfangspunkt sein, könntest du dir jedoch auch eine neue Schwelle suchen.

Mit jedem weiteren Gang in die Natur wird sich die Erfahrung im Schwellenraum verändern, vertiefen oder auch erneuern. Es ist jedes Mal anders und es gibt kein richtig oder falsch. Jede Erfahrung, mag sie auch noch so unverständlich oder unaufregend sein, hat eine Botschaft. Es kann jedoch sein, dass diese sich nicht gleich entschlüsselt, sondern Zeit braucht, um ins Verstehen zu kommen.
Wenn du mehr erfahren willst, kann ich Dir folgendes Buch von Holger Heiten sehr empfehlen:
Trance als Chance, Die Königsmetapher und die Mitte in der Initiatischen Prozessbegleitung.
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