Dein Lied
Vergangene Woche fand zum ersten Mal das Seminar SCHWELLENKLANG im Seminarhaus Lindenhof nahe Tuttlingen statt – einem wunderschönen Ort, gelegen auf einer Lichtung mitten im Wald. Gemeinsam mit meiner Schwester Cora Krötz (musikmachen.corakroetz.de) haben wir unsere beiden Expertisen zu einem Erfahrungsraum für Musizierende verwoben.

Musizieren – allein und in der Gemeinschaft –, intuitive Spaziergänge in der Natur (sogenannte Schwellengänge) und Council schenkten den Teilnehmer*innen einen Raum des tiefen Innehaltens: Die Verbindung zu sich selbst aufzunehmen und aus der Mitte heraus immer mehr in die eigene Musik zu finden. Im geborgenen Kreis der Gleichgesinnten sich auf die Suche nach dem zu machen, was mich daran hindert, in den freien (musikalischen) Ausdruck zu kommen. Und dann – ganz behutsam und zugleich mutig – diese inneren Hürden zu überwinden, um dem eigenen Lied Raum zu geben: sichtbar zu werden, gehört und gesehen zu werden.

In diesen Tagen war das Zuhören mit dem Herzen sehr präsent. Den Liedern, Klängen und Geschichten der Anwesenden zu lauschen – ebenso der uns umgebenden Natur – hat uns alle berührt, verbunden und genährt.
Gerade in dieser herausfordernden globalen Zeit braucht es so dringend ein tiefes, mitfühlendes Zuhören – zu mir selbst und ebenso in die Welt hinein –, um mich in der ohrenbetäubenden Lautstärke einer Welt in der Krise nicht zu verlieren.

Was mich im Nachhinein besonders bewegt, ist diese tiefe Bedeutung der Kraft und Weisheit, die im eigenen Lied liegt. Es ist so viel mehr als ein Musikstück – es ist Ausdruck der eigenen Essenz. Als ich letzte Woche den Teilnehmer*innen zuhörte, hatte ich manchmal den Eindruck, als könnte das kreierte Lied noch mehr zeigen, als die Person es in diesem Moment hätte ausleben können. Als würde der eigene musikalische Ausdruck etwas ankündigen, das jetzt im Innern wachsen möchte.

Sind wir nicht alle auf der Suche nach diesem ureignen Lied, nach jener Seelennote, die uns einzigartig macht? Vielleicht wächst mein Wirken in dieser Welt genau in dem Maß, wie ich lerne, aus dieser innersten Essenz heraus zu leben.
Dieses eigene Lied kann sich auf so unterschiedliche Weise offenbaren. Für jeden Menschen klingt es anders, neu und unverwechselbar. Und so trägt jede und jeder von uns eine ureigene Note zu diesem großen Klang des Lebens bei.

Ich wünsche dir, dass auch du dir in deinem Leben immer wieder Momente des Innehaltens schenkst, um deinem eigenen Lied zu lauschen. Mit jedem bewussten Erinnern, Hinhören und Zuwenden wirst du diesen Klang immer klarer wahrnehmen.

Möge dir dieses eigene Lied den Weg ebnen und dich immer wieder neu ausrichten. Mögen die Töne deines Liedes vorauseilen und dir Wegweiser sein.
Greta Horn, 27.6.25
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